Dienstag, 15. August 2023

Spruchbanderklärung Zwickau



Hallo Zebras,

 

In Zwickau und überall sonst: Fussball gehört den Fans! So lautete am vorherigen Sonntagnachmittag unser Spruchband, welches wir Mitte der ersten Halbzeit beim Auswärtsspiel in Freiburg zeigten. „Was haben wir denn jetzt plötzlich mit Zwickau zu tun?“ könnte man sich jetzt berechtigterweise fragen. Doch von den akuten wirtschaftlichen Problemen des FSV können wir auch ein Lied singen, auch wenn unsere Lage (noch) nicht so dramatisch ist, wie die der Westsachsen.

 

Die Dritte Liga gilt als „Pleiteliga“. Dass sie die wirtschaftliche Entwicklung der Vereine nicht stärkt sondern eher schwächt, ist auch keine Neuigkeit. Von den finanziellen Hürden und Herausforderungen können wir als MSV-Fans mittlerweile fast schon expertenartig berichten. Und dabei sind wir bei weitem nicht der einzige Verein der Dritten Liga mit derartigen Problemen. Vor allem Traditionsvereine haben es zunehmend schwer, sich langfristig in der Dritten Liga nachhaltig finanziell zu stabilisieren.

 

Die finanziellen Rahmenbedingungen in der 2. Liga sind allein wegen der insgesamt ungleich verteilten TV-Gelder eine andere Welt. Die Hoffnung, nach ihnen greifen zu können, führt zu gefährlichen Investitionen, die sich im Falle eines Nicht-Aufstiegs schnell in finanzielle Notlagen umschlagen können. Gleichzeitig kostet der Ligabetrieb der 3. Liga aufgrund der ähnlichen Distanzen und der notwendigen Infrastruktur genauso viel wie der der 2. Liga. Hinzu kommt, dass, wie uns MSV-Fans bekannt ist, oftmals die Teilnahme am DFB-Pokal ausbleibt, was ebenso finanzielle Lücken hinterlässt. Laut Finanzbericht des DFB betrugen die Gesamterträge der Saison 2021/22 lediglich 10,43 Mio. Euro pro Verein, während der Gesamtaufwand 11,39 Mio. Euro pro Verein betrug. Ebenso kommt hinzu, dass Vereine in der Zweiten Liga verschiedene Verträge abschließen (müssen), die sich dann bei einem Abstieg in die Dritte Liga nicht wieder aushebeln lassen. So kommen z.B. durch Mitarbeiter*innen- oder Mietverträge hohe Kosten zustande, die die Kassen der Vereine auch in der 3. Liga belasten, während eingeplante Einnahmen ausbleiben. Dass es schwierig ist, unter solchen Bedingungen finanziell auf Dauer stabil und überlebensfähig zu bleiben, dürfte klar sein. 

 

Seit der Saison 2010/11 sind insgesamt zehn Vereine aus der 3. Liga insolvent gegangen. Zu den zehn Vereinen gehört auch z.B. der 1.FC Kaiserslautern, der trotz hohen Zuschauerschnitts, 2020 während der Corona-Pandemie Insolvenz angemeldet hat.

 

Gerade bei Vereinen, die wie der Unsere oder auch der FSV Zwickau in einer strukturschwachen Region beheimatet sind, spielt die Angst, daher zahlungsunfähig zu werden, dauerhaft in den Köpfen mit. Dabei spielt auch der Fakt eine Rolle, dass sowohl in unserem wie auch im Fall von Zwickau viele Vereine in der Region um Sponsoren konkurrieren müssen. 

 

Der FSV ist nach sieben Jahren Drittklassigkeit in der letzten Saison in die Regionalliga abgestiegen. Der verschuldete Verein entschied sich, anders als der eben genannte FCK, im letzten Moment gegen einen Investoreneinstieg, was zur Folge hat, dass Zwickau nun 750.000 Euro Verbindlichkeiten bezahlen muss. Daher hat der Verein mit der aktiven Fanszene rund um Red Kaos die Kampagne „Fussball gehört den Fans“ ins Leben gerufen, um mindestens 500.000 Euro zu sammeln. Mit dem Geld wollen die Zwickauer versuchen, den Verein nachhaltig wirtschaftlich zu stabilisieren, ohne dabei um die Großzügigkeit und Vernunft eines Investors bangen zu müssen. Die Beispiele von Türkgücü München und dem KFC Uerdingen haben in der Vergangenheit gezeigt, wozu die Abhängigkeit zu einem Investor führen kann. Denn ein Investor bleibt in den allermeisten Fällen immer noch ein profitorientierter Akteur.

 

Dem FSV Zwickau droht es aus dem Vereinsregister gestrichen zu werden! Daher haben wir uns entschieden, nach dem Spiel in Freiburg neben dem Soli-Spruchband auch Spenden für die Zwickauer Kampagne zu sammeln. Den erzielten Betrag von 515 Euro haben wir bereits Richtung Zwickau überwiesen. Denn in Zwickau passiert gerade das, was auch unserem Spielverein bevorstehen könnte! 

 

Fussball gehört den Fans!


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