Einige drehen am Rad… – und damit meinen wir nicht die Fans, die sich Woche für Woche in die Kurven schleppen, um anschließend in den Gazetten lesen zu müssen, wie „asozial es in einem Fußballstadion“ zugeht. Während wir schon beim Anblick derartiger Überschriften vor Wut mit den Zähnen knirschen, boxen sich die „Fachleute“ aufs Neue um die Mikros, damit jeder als erstes Statements à la „Eskalationsstufen“ und „gesteigerte Dimensionen“ abgeben kann. Es wundert uns nicht, dass Opa Hoppenstedt zwischen Fernsehgarten und Lindenstraße „harte Konsequenzen“ gegen die „Verursacher“ fordert und die Fußballfans sich offenbar nicht mehr im Stadion, sondern in einem „Krisengebiet“ befinden. Vor Jahren standen wir schon mal an der gleichen Stelle. Durch Ammenmärchen über „kriegsähnliche Zustände“ in den Stadien wurde eine unsachliche und völlig fehlgeleitete Debatte in der Öffentlichkeit geführt. Trotz der 12:12-Proteste resultierte daraus das Sicherheitspapier der DFL, dessen Folgen wir heute zu spüren bekommen.

Aktuell ist es Vokabular der Fußballfans, mit dem sich die Fußballwelt beschäftigt. In dem Zusammenhang fragen wir uns, warum jetzt auf einmal ein jahrzehntelang gepflegter Umgangston zur Debatte steht. Geht es dabei wirklich um eine sachliche Diskussion über Grenzen des guten Geschmacks, die von den Funktionären selbst festgelegt und mit der „Lex Hopp“ ausgelöst wurde? Oder versucht man abermals sich der kritischen Fans zu entledigen, damit die letzten Barrieren aus dem Weg geräumt werden um den Verkauf des „Produkts“ Fußball weiter voran zu treiben? Die Fans in den Kurven der Fußballstadien wissen erfahrungsgemäß, was es bedeutet, wenn sie derart im Rampenlicht stehen.

Welches Kalkül wirklich hinter den primanerhaften Aussagen einiger Funktionäre steckt, wissen wir natürlich nicht, wundern uns allerdings, wenn einige Funktionäre nach gängigen Stadion-Schmähgesängen öffentlich den moralischen Zeigefinger heben und ihrerseits Fußballfans als „Schwachmaten“ oder „Idioten“ schmähen. So richtig humorvoll allerdings wird es, wenn die Altvorderen von DFB und DFL auf die Bühne treten und Äußerungen von Fankurven „missbilligen“ und „verachten“. Die Herrschaften aus der Abteilung „Wie kaufe ich am besten eine Großveranstaltung nach Deutschland, um noch mehr Kohle aus der Fußball-Piñata rauszuschlagen“ möchten uns also etwas von „juristischen Grenzen“ und „sozialem Miteinander“ erzählen. Da lacht das Volk, da tobt der Saal und will das Ganze noch einmal! Während das Sportgericht schon die nächsten unverhältnismäßigen Strafen auswürfelt, die Vereine den entsprechenden Druck auf die Fans mittels überzogenen Repressionen weiterleiten und die aufgestachelte Öffentlichkeit verbal auf die Fankurven einprügelt, werden mal wieder Maßnahmen gegen Fußballfans gefordert, die an der Rechtsstaatlichkeit komplett vorbei gehen!

ProFans ist der Ansicht, dass nicht die Fußballfans, sondern die Fußballfunktionäre am Scheideweg stehen: sterile Stadien ohne Schmähgesänge oder authentische Fußballkultur? Wir erwarten gar nicht viel, nur eine längst fällige Null-Toleranz-Politik seitens der Fußballvereine, keinen Cent mehr an einen korrupten Verband für lachhafte Strafen zu überweisen. Dabei verzichten wir gerne auf Logos am Ärmel der Trikots, wenn dafür Klüngel, Filz, Korruption und die Willkür der Sportgerichtsbarkeit aus dem Geschäftsgebaren der Verbände verschwinden. 

Die wahren Totengräber der Fußballkultur stehen nicht in den Fankurven, sondern sitzen in den Chefetagen des DFB und der DFL!

ProFans im Mai 2017

Quelle: www.profans.de