Vor einigen Tagen veröffentlichte der Verein Hannover 96 einen offenen
Brief an seine Fans, in welchem die Differenzen zwischen Teilen der
aktiven Fanszene und dem Verein thematisiert wurden. Nach jahrelangen
Streitigkeiten mit der Vereinsführung um Martin Kind, entschlossen sich
Ultras und aktive Fans von Hannover die Konsequenzen zu ziehen und die
Spiele der ersten Mannschaft nicht mehr zu besuchen bzw. die
Unterstützung einzustellen. Seitdem ist die Stimmung bei Spielen von
Hannover 96 schlechter denn je.
Der offene Brief beginnt recht vielversprechend mit den Worten "Wir
haben verstanden". Dies ist allerdings nicht, wie man meinen könnte, auf
die Einsicht von Fehlern im Umgang mit den eigenen Fans bezogen,
sondern vielmehr darauf, dass man einfach für neue Fans werben müsse und
sich nicht mehr mit diesen Problemen auseinandersetzen bräuchte.
Irgendwer wird ja schließlich immer für Stimmung sorgen. Um von den
Problemen, welche immer größere Teile der aktiven Fans in Hannover
betreffen, abzulenken, wird noch schnell die eigene Vereinsarbeit sowie
die momentane Situation schöngeredet. Dass dieser Brief dann mit einer
Forderung nach Gemeinschaft abschließt, liest sich in dem Zusammenhang
der Streitigkeiten zwischen Fans und Vereinsführung und der
Uneinsichtigkeit von Fehlern, wie blanke Heuchelei.
Warum äußern wir uns per Spruchband zu Dingen die in Hannover passieren?
Weil diese Form des Umgangs von Vereinen mit den eigenen Fans kein
Einzelfall im deutschen Fußball mehr ist. Weil die Suche nach „neuen“
Fans genau das symbolisiert, was sich viele Vereins- und
Verbandsfunktionäre von ihrem Publikum erhoffen und was uns zutiefst
zuwider ist: Ein unkritisches Publikum was brav applaudiert und für gute
Stimmung sorgt, aber ansonsten seine Schnauze hält. Weil wir hier in
Duisburg vor einiger Zeit bereits ähnliche Erfahrung gemacht haben, wie
mit Gruppen umgegangen wird, die sich kritisch zu Vorgängen in ihrem
Verein äußern und wir es von daher als wichtig erachten solche Vorgänge
nicht unkommentiert zu lassen.