Liebe Zebras,
wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht, möchten euch aber im Folgenden mitteilen, dass wir dem Auswärtsspiel in Düren am kommenden Samstag fernbleiben werden. Uns ist dabei wichtig zu betonen, dass dies eine Entscheidung ist, die wir nach intensiver und kontroverser Diskussion für uns als Gruppe getroffen haben. Wir möchten sie euch nachvollziehbar machen und jedem MSV-Fan die Freiheit lassen, selbst zu entscheiden, ob er oder sie sich uns anschließen möchte. Wir wissen, dass dies sehr kurzfristig ist, hoffen aber dennoch auf eure Unterstützung.
Ihr habt sicherlich die Geschehnisse rund um den 1. FC Düren in den letzten Wochen mitbekommen. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, wollen wir dennoch auf die aktuelle Entwicklung eingehen und die Gründe für unsere Entscheidung erläutern. Zusätzlich zum Schleuserskandal rund um Vereinspräsident Wolfgang Spelthahn ist der 1. FC Düren bereits seit einigen Monaten von großen finanziellen Schwierigkeiten betroffen. Diese gipfelten jüngst in der Eröffnung eines Insolvenzverfahrens und einer kollektiven Kündigungswelle, sodass Düren seit dem 01. April ohne Mannschaft und Trainerteam dasteht. Nun würde man vermuten – wie auch zunächst in den Lokalmedien angedeutet –, dass der Spielbetrieb in der Regionalliga, ähnlich wie bereits bei Türkspor Dortmund, umgehend eingestellt wird und der Verein somit als zweiter Absteiger feststeht. Falsch gedacht. Um den Spielbetrieb noch irgendwie aufrechtzuerhalten, trat man am vergangenen Wochenende mit der eigenen U23, die sonst in der Landesliga kickt, beim Wuppertaler SV an. Die Entscheidung hierfür fiel satte 24 Stunden vor Spielbeginn. Doch damit nicht genug. Für das Spiel gegen unseren MSV hat man sich etwas ganz Besonderes überlegt. In einem mutigen Schritt gegen die langweilige Planungssicherheit hat der 1. FC Düren beschlossen, die Grenzen zwischen Profifußball und Trash-TV endgültig aufzulösen. Kurzerhand tat man sich mit einem Fußball-Influencer zusammen, der via Instagram-Aufruf ein Casting für alle interessierten vereinslosen Spieler organisieren sollte (ja, richtig gehört), von denen dann die Besten im Anschluss im Verein angemeldet werden und am Wochenende im Ligaspiel gegen den MSV auflaufen sollen. Unterdessen schaut der Clownsverband WDFV diesem unwürdigen Schauspiel tatenlos zu. Man fragt sich unweigerlich, welche Rolle ein Verband eigentlich noch erfüllt, wenn er sich derart aus der Verantwortung stiehlt und Wettbewerbsverzerrung in diesem Maße gleichgültig hinnimmt.
Als Außenstehender mag man diese Absurditäten noch mit einem ungläubigen Schmunzeln hinnehmen, doch ergeben sich daraus in der Realität handfeste Konsequenzen, die aus unserer Sicht nicht ohne Weiteres stehengelassen werden können. Die letzten Ligaspiele mit einem Rumpfkader aus gecasteten und U23-Spielern zu bestreiten ist eine beispiellose Wettbewerbsverzerrung, insbesondere mit Blick auf die Vereine, die bereits beide Spiele gegen die “echte” erste Mannschaft absolviert haben. Nun mag dies beim Blick auf die aktuelle Tabellenkonstellation vor allem aus Duisburger Sicht nicht allzu dramatisch erscheinen, was allerdings nur der rein zufälligen Spielplangestaltung und der guten Performance unserer Mannschaft zu verdanken ist. Man stelle sich mal ein etwas anderes, aber dennoch realistisches Szenario vor: an der Tabellenspitze herrscht ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Aufstieg, der MSV hat bereits beide Spiele gegen bestbesetzte Dürener absolviert und nun spielt ein Konkurrent wie Gladbach II oder Oberhausen gegen irgendeine Alibi-Truppe. Ihr seht, wohin das führt.
Des Weiteren darf vermutet werden, dass es für das krampfhafte Weiterspielen noch andere Gründe gibt. Kein offizieller Vereinsfunktionär würde das so öffentlich sagen, aber man wird durchaus darauf spekulieren, dass die noch anstehenden Heimspiele gegen den MSV und Oberhausen dafür genutzt werden können, Gelder für die Gläubiger einzutreiben. Über 1000 Duisburger lassen schließlich nochmal die Kasse an der Westkampfbahn klingeln und zur Not kann man nach dem Spiel ja immer noch den Spielbetrieb einstellen, die Einnahmen wird einem niemand mehr wegnehmen können. Es darf also die Frage in den Raum geworfen werden, ob dieses unsägliche Gebaren ebenso veranstaltet werden würde, wenn die kommenden Gegner Paderborn II und Hohkeppel heißen würden.
All die zuvor aufgeführten Punkte führen dazu, dass wir diesem Spiel trotz immenser sportlicher Relevanz nicht beiwohnen werden. Weder wollen wir diesem Schmierentheater durch unsere Anwesenheit auch nur einen Funken Legitimität verleihen noch durch den Erwerb von Tickets zur Steigerung der Insolvenzmasse beitragen.
Also liebe Zebras, wir möchten euch mit unserer Stellungnahme vor allem unsere Beweggründe näherbringen – nicht mehr und nicht weniger. Wie jeder und jede einzelne von euch damit umgeht, bleibt selbstverständlich euch selbst überlassen. Wenn ihr für euch zu einem ähnlichen Schluss kommt, verzichtet – sofern noch nicht geschehen – auf den Kauf von Tickets und bleibt dem Spiel fern.
Kohorte Duisburg
Jungspunde Duisburg
April 2025